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Kein Geld für einwöchigen Urlaub: Jeder zweite einkommensarme Haushalt betroffen

Viele Menschen in Deutschland können es sich nicht leisten, in den Urlaub zu fahren. Besonders betroffen sind Alleinerziehende. Der Paritätische fordert mehr Unterstützung und Angebote insbesondere für einkommensarme Familien.

Als bedrückend und ungerecht bezeichnet der Paritätische Wohlfahrtsverband aktuelle Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union, die zeigen, dass die Hälfte aller einkommensarmen Haushalte in Deutschland sich nicht einmal einen einwöchigen Urlaub leisten kann. Bei Alleinerziehenden seien es sogar mehr als 60 Prozent, denen es aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, einmal im Jahr für eine Woche zu verreisen.

Joachim Rock, designierter Hauptgeschäftsführer des Paritätischen: "Für einkommensarme Familien bedeutet der Ferienbeginn einmal mehr Stress und zusätzliche Sorgen, weil das Geld hinten und vorne nicht reicht, erst recht nicht für Urlaub." Dabei scheitere selbst eine kurze Reise nicht zuletzt daran, dass viele sich schlicht das Zugticket nicht leisten könnten. Rock weiter: "Bitter ist, dass bei vielen das Geld selbst für Ferien zu Hause nicht reicht. Denn Aktivitäten wie Eis essen, der Besuch im Schwimmbad oder Zoo kosten zusätzlich Geld."

Es sei nicht hinnehmbar, dass die Ampel den Druck auf Menschen im Bürgergeld noch erhöht, statt Armut und Ausgrenzung wirksam zu bekämpfen. Der Paritätische fordert eine Anhebung der Regelsätze im Bürgergeld sowie verbesserte Teilhabeleistungen. Um Kindern konkrete Teilhabemöglichkeiten und Perspektiven zu bieten, sei zudem die verstärkte Förderung und der Ausbau gemeinnütziger Jugendangebote und Familienferienstätten geboten.

"Wir sehen, dass finanzielle Einschränkungen bis in die Mitte der Gesellschaft hinein reichen. Teilhabe und Mobilität müssen aber für alle möglich sein. Ein für alle erschwingliches und gefördertes Deutschlandticket wäre ein erster Schritt dahin", so Rock. Das bisherige Deutschlandticket, das schon für Kinder mit sechs Jahren voll bezahlt werden müsse, sei nur im Abo erhältlich und damit für ärmere Familien nicht einmal ausnahmsweise erschwinglich, mahnt der Paritätische.

Der Verband kritisiert zudem, dass sowohl das Bürgergeld als auch die Leistungen des Bildungs- und Teilhabepakets keine ausreichenden Mittel für mehrtägige Ferienfreizeiten von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen. So werde das Ziel der Leistungen, Teilhabe zu ermöglichen, schlicht nicht erreicht.

Darüber hinaus fordert der Paritätische die Stärkung gemeinnütziger Angebote der Jugendarbeit und der Familienerholung, damit Kindern und Jugendlichen effektiv Teilhabe ermöglicht werden kann: "Kinder brauchen Perspektive. Wer nicht einmal im Jahr für einige Zeit wenigstens ins Nachbarbundesland, in die Berge oder ans Meer reisen kann, der erfährt Ausgrenzung. Das muss sich ändern", so Rock.