Christiane Berger, Eingliederungshilfe
Nach der Krise ist vor dem nächsten Problem. Indes: es läuft super! Nein. Doch. Oh! Nun ist das Jahr 2023 also auch schon wieder um. Zeit für einen kleinen Blick zurück. Einen Blick in eine allgemeine Konstellation, in der sich die Krisen die Klinke in die Hand zu geben scheinen. Pandemie, Energiekrise, Extremwetter, Inflation, Haushaltssperre sowie Terror, Kriege und verstärkte Fluchtbewegung. Der krisenhafte Charakter scheint das neue „Normal“ zu sein. An dieser Stelle gilt es zunächst einmal festzuhalten, wie unbeirrt stabil und verantwortungsvoll soziale Arbeit in der Eingliederungshilfe (EGH) unter stetig wechselnden Ansprüchen geleistet wird. Chapeau und ein herzliches Dankeschön an alle, die ihren Beitrag dazu leisten!
Was war dein persönliches berufliches Highlight 2023?
Mein berufliches Highlight 2023 sind eigentlich zwei Highlights. Das erste Highlight zeigte sich gleich zu Beginn des Jahres 2023 mit dem Wegfall der einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Die Implementierung dieser nicht einmal semiklugen Idee hatte kurze Zeit zuvor noch für erheblichen Arbeitsaufwand, Verunsicherung und im Einzelfall leider auch zum Verlust von Fachkräften bei den Trägern geführt.
Womit auch schon das Stichwort für das nächste Problem ins Spiel gebracht wäre: Fachkräftemangel. Dieses Thema rückte 2023 endlich stärker in den Fokus. Und das möchte ich als mein zweites Highlight bezeichnen. Okay ja. Eigentlich ist es bereits fünf vor zwölf und wir sollten in dieser Auseinandersetzung schon wesentlich weiter sein. Aber immerhin wurde das Thema Fachkräfte nun ganz offiziell auf die Tagesordnung gesetzt. So beraten wir in der AG Mustervereinbarungen seit dem IV. Quartal 2023 eine sogenannte Positivliste, auf deren Grundlage das Spektrum der Personen erweitert werden soll, die als Fachkräfte in der EGH anerkannt werden. Als PARITÄTISCHER haben wir klargestellt, dass diese Liste nur den Beginn des Umgangs mit dem Fach- und Arbeitskräftemangel darstellen kann. Auf politischer Ebene gilt es viele weitere und dickere Bretter zu bohren. Exemplarisch seien hier nur die uralten Forderungen nach adäquater Anerkennung ausländischer Abschlüsse sowie die grundsätzliche Abschaffung des Schulgeldes für Ausbildungen genannt. Eine PARI-interne Arbeitsgruppe hatte bereits im Frühjahr 2023 zentrale Vorschläge zu diesem Thema gemacht. Nun gilt es, diesen Vorschlägen Gehör zu verschaffen. Will heißen: es ist für mich ein zentraler Arbeitsauftrag dafür zu sorgen, dass das Label „Highlight“ auch seine Rechtfertigung findet.
Was aus 2023 möchtest du nicht noch einmal erleben?
Puh. Die Auswahl ist leider groß. Aber ganz vehement: Dass Menschen mit jüdischer Identität in unserer Gesellschaft ob ihrer Identität bedroht und angegriffen werden.
Hast du 2023 irgendeinen Satz/Kommentar gehört, der dir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist? Wie lautet er?
Nachhaltig in Erinnerung sind mir Aussagen, die im Rahmen des Sachstandberichtes des Weltklimarates im März 2023 verlautbart wurden. Demnach sei klar, dass das 1,5-Grad-Ziel nur noch durch sofortige drastische Maßnahmen haltbar wäre; indes unter der aktuellen Entwicklung das Reißen dieses Zieles für die 2030er Jahre zu erwarten ist.
Welchen kleinen oder großen Traum hast du dir 2023 erfüllt?
Eine sehr kostengünstige Variante von Traumerfüllung: ich habe das Laufen wieder besser in meinen Alltag integriert. Es haben sicher schon alle Mitmenschen gemerkt, dass mich das viel ausgeglichener und freundlicher macht. Oder etwa nicht? 😉
Hat dich ein*e Kolleg*in, Mitarbeitende*r von Behörde oder Mitgliedsorganisationen in 2023 positiv überrascht? Erzähle davon, ohne Namen zu nennen.
Es war gleich eine ganze Gruppe. Und zwar aus dem Kreis der EGH-Trägerkonferenz. Ich hatte etwas hilflos mit der Frage dagestanden, was wir als EGH im PARITÄTISCHEN im kommenden Jahr anlässlich des 100-jährigen Jubiläums so auf die Beine stellen sollten und bin bei meinen ersten Überlegungen nicht über den Modus „dann-machen-wir-halt-nen-Fachtag“ hinausgekommen. In der Trägerkonferenz im Mai wurde dann von einer ganz besonders plietschen Trägervertreterin die Idee dezentraler Begegnungsorte vorgeschlagen (ich soll ja ihren Namen nicht nennen, aber alle wissen Bescheid). Zack: breite Zustimmung; zack: AG kurzfristig gegründet; zack: Ergebnis ist, dass engagierte Träger im kommenden Jahr unter der Überschrift „Begegnungsorte der Eingliederungshilfe: Kiek mol in“ eine Rundreise durch die EGH initiieren. Das Format dieser ca. 15 Ortstermine zwischen Anfang April und Ende Juni wird dabei sehr vielfältig gestaltet. Tage der offenen Tür, Filmvorführungen, Diskussionsveranstaltungen und diverse Mitmachangebote. Bei dieser Reise wird ein Koffer Station für Station bepackt, den wir dann am 07. Juli in die Elphi zur Abschlussveranstaltung mitnehmen.
Worauf freust du dich, beruflich oder privat, in 2024?
Privat: Eine Reise in die Bretagne.
Beruflich: Eine Reise durch EGH-Einrichtungen. Siehe oben. Ich freue mich darauf, diese Reise begleiten zu dürfen. Darüber wird garantiert im Jahresrückblick 2024 zu berichten sein.