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Fachkräftemangel: Wir müssen Arbeitgebermarken werden

Eine Collage aus vier Bildern, die jeweils zwei einander zugewandte Menschen zeigen oder den Handschlag mehrerer Menschen

Bei uns in der sozialen Arbeit und in immer mehr Branchen hört man es nun dauernd – dieses ungeliebte Wort Fachkräftemangel. Die Babyboomer gehen nach und nach in Rente, die Generationen Y (bis Mitte 1990 geboren) und Z (bis 2010 geboren) vertreten vielfach andere Werte: all das bedeutet, dass der Arbeitsmarkt massiv im Wandel ist.

Viele unserer Mitglieder spüren, wie schwer ist es, vakante Stellen zu besetzen. Gleichzeitig stellen sie Veränderungen bei den Bewerbungen fest. Motivationsschreiben werden immer unüblicher, selbst Lebensläufe sind kein Standard mehr, viele Unternehmen locken mit Online-Bewerbungsverfahren in zwei Klicks. Die persönlichen Ansprüche der Bewerber*innen steigen, ihre Auswahl ist viel größer als unsere. Ich weiß von Mitgliedsorganisationen, dass sie mehrere Recruiter beschäftigen, um Mitarbeitende zu finden.

Um in diesem Wettbewerb zu bestehen, müssen Unternehmen der Sozialwirtschaft ihr Augenmerk auch auf „Employer Branding“ richten. Dabei geht es darum, das eigene Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren, die eigenen Stärken, Werte und Visionen herauszustellen und eine Unternehmensmarke zu entwickeln. Und diese nach außen und innen zu kommunizieren. Mit einer HVV-ProfiCard lockt man niemanden mehr, 30 Tage Urlaub sind längst Standard. Google-Bewertungen oder kununu-Einträge spielen für Bewerber*innen eine viel wichtigere Rolle.

Und hierbei elementar sind eine Haltung und eine Unternehmenskultur, mit der sich die Mitarbeitenden identifizieren können. Unser großer Vorteil ist: Wir können zwar nicht mit dem großen Geld locken wie so manch kommerzielles Unternehmen, aber wir bieten ein sinnstiftendes Arbeitsumfeld und gesellschaftlich wichtige Aufgaben. Die Rahmenbedingungen durch Politik, Gesetze und Geldgeber sind dabei bekanntlich nicht immer optimal, und wir als Verband arbeiten viel daran, hier für unsere Mitglieder und deren Mitarbeitenden Verbesserungen zu erreichen. Hier sind oft Stellschrauben, die nicht veränderbar sind. Doch jedes soziale Unternehmen, selbst jede einzelne Einrichtung oder Untergliederung kann sich so aufstellen, dass die Mitarbeitenden mit Freude zur Arbeit kommen und sich mit ihrem Arbeitgeber verbunden fühlen.  

Mitarbeiterführung, Wertschätzung, Fehlerkultur, Entfaltungsmöglichkeiten sowie gemeinsame Werte und Haltungen, die gelebt werden nach innen und nach außen: große Worte und wesentliche Elemente für eine gelingende Mitarbeiter*innen-Bindung. All das kann nicht von jetzt auf gleich mit Leben gefüllt werden, doch wer sich nicht spätestens jetzt auf den Weg macht, hat im Wettbewerb um die besten Kräfte dauerhaft verloren. Und selbst die zweit- oder drittbesten zu bekommen, wird dann nicht einfach. Wir brauchen motivierte, kompetente und einfühlsame Mitarbeitende. Die wenigsten kommen so qualifiziert auf den Arbeitsmarkt. Aber je stärker wir intern aufgestellt sind, desto besser können wir neue Kolleg*innen fördern, von ihnen lernen und mit ihnen das bestehende Team und unsere Arbeitgebermarke stärken.  

Kristin Alheit, Geschäftsführerin