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„Die Optimierung ist immer ein Gewinn für alle Beteiligten“

Kristin Alheit, Der PARITÄTISCHE, übergibt Rolf Mohr und Kita-Leitung Ewa Dobrowolski, beide ASB, das PQ-Sys-Schild

„Diese Kita arbeitet mit dem Qualitätsverfahren PQ-Sys® Kindertageseinrichtung Hamburg“ steht auf den blauen Schildern, die in mehr als 300 Kitas der Stadt hängen. Sie zeigen, dass die Einrichtungen ihre Arbeit in allen Bereichen – von Personal über Kinderschutz bis hin zur Gesundheit und Erziehungspartnerschaft – regelmäßig und systematisch überprüfen. Einige Träger, darunter der Arbeiter-Samariter-Bund und Weltwissen Kita-Gruppe, lassen ihre Einrichtungen zusätzlich extern zertifizieren. Wir haben mit beiden darüber gesprochen.

„Diese Kita arbeitet mit dem Qualitätsverfahren PQ-Sys® Kindertageseinrichtung Hamburg“ steht auf den blauen Schildern, die in mehr als 300 Kitas der Stadt hängen. Sie zeigen, dass die Einrichtungen ihre Arbeit in allen Bereichen – von Personal über Kinderschutz bis hin zur Gesundheit und Erziehungspartnerschaft – regelmäßig und systematisch überprüfen. Einige Träger, darunter der Arbeiter-Samariter-Bund und Weltwissen Kita-Gruppe, lassen ihre Einrichtungen zusätzlich extern zertifizieren. Wir haben mit beiden darüber gesprochen.

Zunächst sprachen wir mit Rolf Mohr, Leiter der Abteilung Kinder und Jugend bei der ASB Sozialeinrichtungen Hamburg GmbH, und mit Ewa Dobrowolski, Einrichtungsleiterin der ASB-Kita Kirchenhang in Harburg, über die Bedeutung der Qualitätsentwicklung, über Herausforderungen bei der Umsetzung und über die erfolgreiche, externe Zertifizierung gesprochen.

Herr Mohr, warum haben Sie sich für PQ-Sys und kein anderes Verfahren entschieden?

Der ASB war bei der damaligen Auswahl des PARITÄTISCHEN für PQ-Sys beteiligt. Wir haben uns sehr bewusst für dieses Verfahren entschieden. Es erschien uns zum damaligen Zeitpunkt als sehr praxisnah und gut nachvollziehbar. Dieser Eindruck hat sich bestätigt.

Warum haben sich einige Ihrer Kitas zusätzlich extern zertifizieren lassen, wo ist der Gewinn?

Das Ziel des ASB ist es, alle Kitas extern zertifizieren zu lassen. Uns ist der Blick von außen sehr wichtig. Es entsteht für die teilnehmenden Kitas und den Träger eine zusätzliche Anerkennung für die großen Anstrengungen und ein Bewusstsein für eine wirklich gute Arbeit für und mit den Kindern.

Welche Bedeutung hat Qualitätswicklung für den Träger?

Alle ASB-Kitas arbeiten nach dem offenen ASB Werkstatt-Kita-Prinzip. Dieser Profilierungsprozess hat 2013 begonnen. Die Qualitätsentwicklung spielte hier von Anfang an eine große Rolle. So ermöglicht uns PQ-Sys im QB12, trägerspezifische Inhalte bei den Audits zu berücksichtigen. In der Zwischenzeit nutzen wir die Audits dazu, die Mitarbeiter*innen der Kitas für ihre Leistungen zu würdigen und zu feiern. Die Qualitätsentwicklung ist für uns fester Bestandteil geworden.

Frau Dobrowolski, was hat die Erarbeitung des PQ-Sys-Verfahrens im Team ausgelöst?

Das PQ-Sys-Verfahren hat uns die Gelegenheit gegeben, sich noch mal mit dem Kita-Konzept, den rechtlichen Rahmenbedingungen und den normativen Anforderungen auseinanderzusetzen und sich zu beschäftigen. Wie Herr Mohr schon erwähnt hat, spielte die Qualitätsentwicklung von Anfang an eine große Rolle bei uns (Träger/Kita). Durch das Verfahren haben wir eine Handlungssicherheit bekommen, einen roten Faden. Das Team kennt die Qualitätsbereiche und die Qualitätskriterien und reflektiert alle Kita-Prozesse unter diesem Aspekt.

Wie sind Sie vorgegangen?

Ich habe das Verfahren (1. und 2. Version) während der Teamtage vorgestellt und eingeführt.  Die Kolleginnen konnten die einzelnen Qualitätsbereiche anhand der Kriterien reflektieren und begutachten. Sie haben das Verfahren als sehr gut empfunden und waren davon überzeugt. Es machte ihnen Spaß, die eigene Leistung zu bewerten und zu optimieren.

Was waren die größten Herausforderungen?

Für mich als Leitung war die große Herausforderung, die Zeit zu finden, um das PQ-Sys-Verfahren einzuführen, es verständlich zu erklären, die Neugier zu wecken und die Ängste der Mitarbeiter*innen ernst zu nehmen. Ich habe mich sehr gefreut, dass das neue Qualitätsverfahren einen Namen hatte, dass es Schulungen bezüglich der „Anwendung“ gab und, dass der Träger (ASB) einen Qualitätszirkel gegründet hat. In dem QZ wurden alle einzelnen Qualitätsbereiche mit den Leitungen und den Qualitätsbeauftragten besprochen.

Wo haben Sie einen Schwerpunkt gesetzt?

Wir haben mit den Prozessen/Themen begonnen, die schon gut liefen oder die vom Träger vorgegeben waren, wie z.B. „Beobachtungs- und Dokumentationssystem“, „Kinderschutzkonzept“, „Erziehungspartnerschaft“.

Hat sich durch das Qualitätsverfahren etwas an Ihrer Selbstreflexion geändert und wenn ja inwiefern?

Das Team und ich betrachten alle Prozesse unter dem Aspekt „ständige Verbesserung“ und Weiterentwicklung. Als Leitung habe ich nicht nur die Anforderungen des Verfahrens im Blick, sondern auch die Anforderungen des Trägers, die oft über die Mindeststandards (K.o.-Kriterien) hinausgehen. Ich betrachte die Arbeitshilfe  „Qualitätsverfahren PQ-Sys“ als eine Schatzkiste. Dort finde ich die rechtlichen Rahmenbedingungen zusammengefasst, ich kann anhand der Checkliste möglicher Dokumente überprüfen, welche schriftlichen Nachweise, Aufzeichnungen, Vorgabedokumente für die einzelnen Qualitätsbereiche und Prozesse in der KiTa vorhanden sind bzw. welche überarbeitet werden sollen. Aus den Einführungstexten hole ich mir oft Input zu bestimmten Themen oder zu dem jeweiligen Qualitätsbereich.

Hat sich die pädagogische Arbeit verändert und wenn ja, wie und in welchen Bereichen?

Im Rahmen der externen Zertifizierung sind wir verpflichtet, jährlich einen Qualitätsbericht an die SQ-Cert zu übermitteln. Wir arbeiten mit Qualitätszielen und legen Schwerpunkte auf bestimmte Themen, die  z.B. vom Träger vorgeschlagen werden oder für uns wichtig sind. In dem Zeitraum von der 1. Zertifizierung bis zur Re-Zertifizierung haben wir viele Qualitätsbereiche unter die Lupe genommen und einige Verbesserungspotentiale entdeckt. Dazu gehörten u.a. QB 06 „Vielfalt ist für uns gelebte Wirklichkeit“, QB 08 „Beschwerdeverfahren für Kinder“, QB 04/09 „Entwicklungsdokumentation“, (Sprachstanderhebung, Portfolioarbeit), oder „Medien in der Kita“. Auch die Themen „Eingewöhnung“ und „Interne Übergänge“ müssen immer wieder evaluiert werden, da sie für uns in dem offenen Werkstatt-Konzept einen hohen Stellenwert haben.

Wie war das für Sie, als Sie die Rückmeldung des externen Audits erhalten haben?

Wir waren stolz und dankbar für die Anerkennung. Die Auditergebnisse haben uns bestätigt, dass es wichtig ist, sich immer weiter zu entwickeln. Eine Optimierung und Verbesserung der Prozesse ist immer ein Gewinn für alle Beteiligten!

Inwiefern wirkt sich ein abgeschlossenes Qualitätsverfahren auf die Außendarstellung und die Wahrnehmung durch die Eltern aus?

Einige Eltern wollten genauer wissen, was das Qualitätsverfahren beinhaltet, viele Eltern waren an den externen Audits beteiligt und wurden befragt. Insgesamt achten Eltern jedoch mehr auf das Kita-Konzept und die pädagogische Haltung der Erzieher*innen als auf ein Zertifikat.

 

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Bei den Weltwissen-Kitas haben der Geschäftsführer Stephan Pohl und Ute Item, jetzt Leitung der Kita Baumhuus und zuvor der Kita Wunderland, unsere Fragen beantwortet.

Herr Pohl, warum haben Sie sich für PQ-Sys und kein anderes Verfahren entschieden?

Wir haben uns mit großer Überzeugung für das PARITÄTISCHE PQ-Sys-Verfahren entschieden. Es ist das in Hamburg bekannteste anerkannte Kita-QM-Verfahren, leitet anhand von rd. 100 Fragen (Indikatoren) durch den Prozess und wurde konsequent von der Praxis für die Praxis entwickelt – und dabei kontinuierlich den aktuellen Anforderungen (s. Kita-Prüf) angepasst. Außerdem gehören wir als Anwender zu den Trägern der ersten Stunde und haben bereits an den externen Probe-Audits erfolgreich teilgenommen!

Warum haben sich einige Ihrer Kitas zusätzlich extern zertifizieren lassen, wo ist der Gewinn?

Wir machen immer wieder die gleiche Erfahrung: Weltwissen-Teams, die den internen Blick auf ihre Arbeit abgeschlossen haben, wollen dann auch wissen, ob ihre Einschätzung sich mit dem „externen Blick“ deckt.  Dieser Blick geht ja qualitativ deutlich über das Kita-Prüfverfahren hinaus, ist fachlich anspruchsvoll, perspektiverweiternd und immer wertschätzend. Die Zusammenarbeit mit der SQ-Cert in Frankfurt als externe Zertifizierungsgesellschaft ist dabei angenehm professionell, die Evaluator*innen sind kompetent und praxiserfahren. PQ-Sys und SQ Cert – aus unserer Sicht ein stimmiges Gesamtpaket!

Welche Bedeutung hat Qualitätswicklung für den Träger?

Qualitätsentwicklung – als kontinuierlicher Prozess angelegt – ist das A & O unserer fachlichen trägerinternen Absicherung und konzeptionellen Weiterentwicklung. Uns als Träger hat dazu besonders der neue, optionale QB 12 überzeugt: Hier können wir deutlich machen, worin das Alleistellungsmerkmal unserer Häuser besteht. In diesen Erarbeitungs-Prozess sind wir in der Corona-Zeit bereits mit allen Häusern eingestiegen. Qualitätsentwicklung – die am Ende allen Beteiligten sogar Spaß macht!

Frau Item, was hat die Erarbeitung des PQ-Sys-Verfahrens im Team ausgelöst?

Anfängliche Skepsis veränderte sich im Bearbeitungsprozess kontinuierlich und ging in der externen Evaluation aufgrund der erlebten Wertschätzung in zusätzliche Motivation über.

Wie sind Sie vorgegangen?

Schritt für Schritt haben wir uns die einzelnen Qualitätsbereiche in Dienstbesprechungen und Studientagen erarbeitet.

Was waren die größten Herausforderungen?

„Anzufangen“ und sich in die PQ-Sys-Systematik einzuarbeiten. Das Punktesystem (0 / 0,5 / 1) war dabei sehr hilfreich. Es sollte jedoch um eine 0,75 ergänzt werden.

Wo haben Sie einen Schwerpunkt gesetzt?

Im PQ-Sys-Verfahren sind ja zunächst alle 11 Qualitätsbereiche zu bearbeiten. Einen Schwerpunkt setzen wir nun im optionalen QB 12, der bei uns „WELTWISSEN“ beschreiben wird.
Hat sich durch das Qualitätsverfahren etwas  an Ihrer Selbstreflexion geändert und wenn ja inwiefern?
Das PQ-Sys-Verfahren hat uns gezeigt, wie viel wir rund um Kita-Qualität eigentlich bereits machen. Durch die klare Struktur ist aber auch das Verständnis unter- und füreinander (s. Krippe-/Ele-Bereich) gewachsen.

Hat sich die pädagogische Arbeit verändert und wenn ja, wie und in welchen Bereichen?

Uns hat die Systematik darin unterstützt, auch pädagogische Fragestellungen weiter zu entwickeln. Dies besonders in den Bereichen Partizipation und Kinderschutz. Der QB 12 eröffnet dann noch einmal ganz eigene trägerindividuelle Horizonte..

Wie war das für Sie, als Sie die Rückmeldung des externen Audits erhalten haben?

Großartig! Nach all der Aufregung und Vorbereitung fiel eine gefühlte Last von uns allen ab. Viel bedeutsamer waren aber die erfahrene Wertschätzung und der Stolz auf das Geleistete im Team. Externe Audits können Flügel verleihen…!

Inwiefern wirkt sich ein abgeschlossenes Qualitätsverfahren auf die Außendarstellung und die Wahrnehmung durch die Eltern aus?

Aufgrund der fehlenden Bekanntheit fragen Eltern bisher wenig nach – gut, dass wir nun durch die Schilder aktiv auf unser Qualitätsverfahren hinweisen können!     

                    

Vielen Dank an alle für das Gespräch!