Über 14.000 Tonnen CO2 eingespart: Ein Blick auf die Erfolge des Projekts "Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken"

Drei Jahre im Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ sind zu Ende. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Klimaschutzmaßnahmen in sozialen Einrichtungen können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Auswertung des Projekts verdeutlicht aber auch, dass viel Potenzial aufgrund struktureller Hürden nicht genutzt werden kann.

Rückblick auf drei abwechslungsreiche Projektjahre

In den letzten drei Jahren haben 67 Einrichtungen Paritätischer Mitgliedsorganisationen Klimaschutzmaßnahmen bei sich vor Ort umgesetzt. Zu Beginn haben die Einrichtungen den CO2-Fußabdruck erhoben, um die Klimaschutzmaßnahmen passgenau und zielorientiert zu planen. Mitarbeitende der Einrichtungen wurden als Klimascouts ausgebildet, um das Thema voranzubringen und als Multiplikator*innen innerhalb des Trägers zu fungieren. Auch die Führungskräfte wurde durch Schulungen mit eingebunden. Insgesamt fanden 27 Workshops und zum Teil öffentliche Onlineveranstaltungen zu verschiedensten Themen statt: Klimakommunikation, Energiemanagement, Planetary Health Diet, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Nachhaltige Beschaffung u.v.m. Bei fünf regionalen Vernetzungstreffen in Berlin, Hamburg, Gelsenkirchen, Kaiserslautern, München und Leipzig standen der persönliche Kontakt, Erfahrungsaustausch und die Vernetzung mit anderen regionalen Akteur*innen im Fokus.

Im Laufe des Projektes wurden fünf Publikationen mit Hintergrundwissen und ganz praktischen Klimaschutzmaßnahmen entwickelt:  Klimaschutz und Klimaanpassung in Kindertageseinrichtungen,Klimagesund Kochen und Genießen, Klima schützen und Gesundheit fördern, Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken und  Einbeziehen, Mitwirken, Verändern. Sie stehen gemeinsam mit der Paritätischen Klimaschutz-Postkartenserie in elf Sprachen, der Klima Toolbox und den Praxisbeispielen auch nach Projektende weiterhin auf der Projekthomepage zur Verfügung.

Zum Abschluss des Projekts lud der Verband alle Interessierten zu einer zweitägigen Abschlusskonferenz in die Zirkuszelte der Paritätischen Mitgliedsorganisation Cabuwazi nach Berlin ein. Gemeinsam wurde dort der Blick auf die Zukunft gerichtet, Ideen und Visionen entwickelt, wie es mit Klimaschutz in der Sozialen Arbeit weitergehen kann.

14.579,68 Tonnen THG-Emissionen eingespart

Das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von fünf Jahren 12.374 Tonnen Treibhausgasemissionen einzusparen. Hochrechnungen zu Projektende ergaben, dass dieses Ziel erreicht und sogar übertroffen werden konnte. So konnten durch das Projekt eine Einsparung von mindestens 14.579,68 Tonnen CO2e erreicht werden.

Bei mehr als 500 Abonnent*innen des Projektnewsletters, über 8.000 Downloads der Publikationen und 5.000 gedruckten Broschüren ist davon auszugehen, dass auch in anderen Einrichtungen Klimaschutzmaßnahmen durch das Projekt angestoßen werden konnten. Zudem nahmen die meisten Träger nur mit einer Einrichtung am Klimaschutzprojekt teil, setzten jedoch trägerintern auch in anderen Einrichtungen und Diensten Klimaschutzmaßnahmen um. Die Einsparungen in den teilnehmenden Organisationen sind somit deutlich höher, als durch die Fußabdrücke der teilnehmenden Einrichtungen berechnet werden konnten.

Emissionsreduktion in den Einrichtungen

Die Maßnahmen, die in den Einrichtungen umgesetzt wurden, waren so unterschiedlich, wie die Einrichtungen selbst: von Garten-AGs über Gutscheine für Sportschuhe für Mitarbeitende, die zu Fuß zur Arbeit kommen, bis hin zur Reduktion von Speiseabfällen und energetischer Sanierung. Einige Maßnahmen, wie etwa die Festlegung von pflanzenbasierten Gerichten als Voreinstellung, lassen sich eher schnell umsetzen, während Maßnahmen im Bereich Gebäude und Energietechnik einen höheren finanziellen und zeitlichen Aufwand bedeuten. Die Emissionseinsparungen, die in den einzelnen Einrichtungen während der Projektlaufzeit erreicht werden konnten, sind je nach Einrichtungsart und -größe sehr unterschiedlich.  Insgesamt konnte in den teilnehmenden Einrichtungen – bei einer Hochrechnung auf fünf Jahre – 11.461,42 Tonnen CO2e eingespart werden. 

Die meisten Einsparungen wurden durch die Umstellung der Verpflegung erzielt. Dies sind im Durchschnitt 19,54 t CO­2e und entspricht 35,3% der Gesamteinsparungen. In diesem Bereich sind vor allem die Reduktion von Speiseabfällen und die Umstellung auf pflanzliche Verpflegung große Hebel. Durch Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden, aber auch der Adressat*innen der Einrichtungen und Angebote, z. B. durch die Gründung von AGs, Newsletter, Workshops, Einzelgespräche, Verankerung von Klimaschutz in Einrichtungszielen und Leitbildern konnten durchschnittlich 13,30 t CO­2e pro Jahr eingespart werden, was 24% der Einsparungen ausmacht. In den Bereichen Strom und Heizung wurden die Emissionen um 8,51 t CO­2e bzw. 8,74 t CO­2e pro Jahr reduziert. Dieser verhältnismäßig geringe Anteil von 15,4 % und 15,8 % lässt sich vor allem durch die fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen in den Einrichtungen begründen, die für eine energetische Sanierung notwendig sind. In diesem Bereich ist in den beteiligten Einrichtungen in den nächsten Jahren aber noch mit weiteren Einsparungen zu rechnen, da sich einige Maßnahmen bereits im Umstellungsprozess befinden. Durch Maßnahmen in den Bereichen betriebliche und Mitarbeitendenmobilität konnten durchschnittlich 3,46 CO­2e eingespart werden. Die Bereiche Reinigung & Wäsche sowie Sonstiges haben mit einer Emissionsreduktion von 1,51 t CO­2e und 0,27 t CO­2e eine eher geringe Wirkung.

Für Klimaschutz in der Sozialen Arbeit sensibilisieren

Schon zu Beginn des Projekts wurde deutlich, dass es im Paritätischen ein großes Interesse an Klimaschutz gibt. Da viel mehr Einrichtungen am Projekt teilnehmen wollten als ursprünglich geplant, wurde es im Sommer 2022 aufgestockt. Auch darüber hinaus lag der Fokus im Projekt nicht nur darauf, die teilnehmenden Einrichtungen bei ihren Klimaschutzmaßnahmen zu begleiten, sondern auch alle anderen Interessierten mitzunehmen. So gab es zahlreiche öffentliche Onlineveranstaltungen und auch zu den regionalen Vernetzungstreffen und zur Abschlusskonferenz wurde breit eingeladen. Das Projektteam gab in verschiedenen Tagungen und Konferenzen Einblicke in das Projekt und stellte es auch an verschiedenen Hochschulen für Soziale Arbeit vor. So konnten insgesamt etwa 4.000 Menschen erreicht werden. Durch Öffentlichkeitsarbeit auf der Projekthomepage, den Projektnewsletter und Beiträge im Newsletter des Gesamtverbandes wurde regelmäßig über den Fortgang des Projektes informiert. Durch die Arbeit im Gesamtverband konnten 3.118 t CO­2e eingespart werden.

Erfolgsfaktoren und Hürden

Eine abschließende Umfrage unter den Projektteilnehmenden untermauerte die Beobachtungen des Projektteams in den letzten drei Jahren: Es gibt einige Faktoren, die den Erfolg von Klimaschutzmaßnahen in sozialen Einrichtungen stärken, aber auch etliche Hürden, die die Umsetzung erschweren. Einrichtungen, in denen das Projekt und das Thema Klimaschutz nicht nur von einzelnen engagierten Mitarbeitenden, sondern von interdisziplinären Teams bearbeitet wird, konnten mehr Maßnahmen umsetzen und mehr Emissionen einsparen. Neben den unterschiedlichen Expertisen von Führungskräften, Hauswirtschaftskräften, Pflegekräften, Sozialarbeitenden u.a. können durch die verschiedenen Anknüpfungspunkte die Widerstände in der Belegschaft reduziert und diese für eine Transformation der Einrichtung gewonnen werden. Die Hürden stellen vor allem die fehlenden personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen der Träger dar. Der zunehmende Fachkräftemangel und die Verstetigung von Krisen bindet die Kapazitäten der Mitarbeitenden an die Kernaufgaben Sozialer Arbeit. So ist es kaum möglich, sich mit Extrathemen – wie etwa Klimaschutz – zu beschäftigen. In kaum einer teilnehmenden Einrichtung gab es hierfür Stellen(anteile), wodurch die Teilnahme am Projekt eine zusätzliche Aufgabe darstellte, die nicht selten auch ehrenamtlich ausgeführt wurde. Die fehlende Refinanzierung von Klimaschutzmaßnahmen stellt eine sehr große Barriere für die Umsetzung von Klimaschutz in den Einrichtungen dar, die grundsätzlich gerne mehr beitragen würden. Große Investitionen in Gebäude oder Fuhrparks können nicht refinanziert werden, es gibt zu wenige passgenaue Förderprogramme für diese Zielgruppe. In Einrichtungen, die beispielsweise mit eigenen Mitteln eine PV-Anlage installieren, kann diese nicht durch die Regelfinanzierung getragen werden, da in Folge der Einsparung für Stromkosten auch die Pauschalen hierfür gekürzt werden. Eine weitere Problematik ist, dass die Träger oftmals nicht die Eigentümer der Gebäude und somit für energetische Sanierung auf die Zustimmung und Unterstützung der Hauseigentümer angewiesen sind. An diesen strukturellen Hürden setzt die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege mit ihrem im Juni 2024 veröffentlichten Forderungspapier an, um die Voraussetzungen für Klimaschutz in der Sozialen Arbeit zu verbessern.  

Und so geht es weiter…

Das Projekt "Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken" wurde nach drei Jahren erfolgreich abgeschlossen. Durch diverse Klimaschutzmaßnahmen konnten trotz struktureller Hürden, wie fehlenden finanziellen und personellen Ressourcen, signifikante Emissionseinsparungen erzielt werden. Die teilnehmenden Einrichtungen zeigten großes Engagement und verdeutlichten, dass soziale Einrichtungen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Der Paritätische Gesamtverband wird sich weiter dafür einsetzen, seine Mitgliedsorganisationen beim Thema Klimaschutz zu unterstützen. Ein neuer Schwerpunkt wird ab dem 01. Juli 2024 auch auf dem Thema Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen liegen. Darüber werden wir in diesen Newsletter informieren.