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Unermüdlich im Einsatz für die, die Unterstützung brauchen: Der Paritätische Wohlfahrtsverband Hamburg wird 100 Jahre alt

Heute Vormittag ehrte der Erste Bürgermeister den Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg vor 450 Gästen mit einem Senatsempfang. Anlass war der 100. Geburtstag des Verbandes, der sich gemeinsam mit seinen über 400 gemeinnützigen Mitgliedsorganisationen für das Wohl der Hamburger*innen einsetzt.
Als Dachverband berät und begleitet der Paritätische Hamburg seine Mitglieder fachlich, vertritt ihre Interessen gegenüber Politik und Kostenträgern und setzt sich für eine angemessene Finanzierung sozialer Arbeit sowie gute Rahmenbedingungen ein.
Mit weit über 1.000 sozialen Diensten und Einrichtungen, in denen rund 25.000 hauptamtliche und viele tausend ehrenamtliche Mitarbeitende tätig sind, bieten die Mitglieder soziale Dienstleistungen für Kinder, Jugendliche, Menschen mit Migrationsgeschichte, Obdach- und Wohnungslose, Senior*innen, Menschen mit Behinderung und andere an, die Unterstützung benötigen.
„Der Paritätische Hamburg ist einer der größten Verbände unserer Stadt, mit 400 Mitgliedsorganisationen, die mehr als tausend soziale Dienste und Einrichtungen betreiben. Er ist ein starker Partner für Menschen, die in schwierigen persönlichen Lebenslagen auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, um zurecht zu kommen und teilhaben zu können. Im Namen des Senats danke ich allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Paritätischen Hamburg für ihre engagierte Arbeit und gratuliere sehr herzlich zum 100. Jubiläum“, sagt der Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher.
Der Paritätische Hamburg orientiert sich in seiner Arbeit an den Werten Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Er setzt sich ein für mehr Inklusion, Integration, soziale Gerechtigkeit, fairere Bildungschancen und gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung.
„Hamburg ist einerseits eine reiche Stadt, andererseits gibt es viele Menschen, die Hilfe brauchen. Das war vor 100 Jahren so und wird sich in Zukunft vermutlich nicht ändern“, sagt Kristin Alheit, Geschäftsführende Vorständin des Verbandes. „Die Stadt steht vor großen Herausforderungen wie dem demografischen Wandel, der Klimakrise, dem Fachkräftemangel, leeren öffentlichen Kassen, wachsender Armut, den Folgen zunehmender Fluchtbewegungen und sozialen Spannungen. Wir müssen als Gesellschaft zusammenstehen und solidarische, gerechte und soziale Lösungen finden, die alle mitnehmen. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern haben wir in den vergangenen 100 Jahren schon viel erreicht und Hamburg sozialer gemacht. Dafür stehen wir auch in Zukunft.“

Weitere Hintergrund-Informationen:
1924 wurde in Frankfurt die „Vereinigung der freien privaten gemeinnützigen Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands e.V.“ als fünfter Wohlfahrtsverband im Deutschen Reich von freien Trägern gegründet, die weder dem Deutschen Roten Kreuz noch den konfessionellen Verbänden angehören wollten. Denn auch diese brauchten einen Verband, der sich zunächst vor allem um die Verteilung von Finanzhilfen kümmerte.
In Hamburg waren die ersten Mitglieder Kindergärten, Genesungsheime, Krankenhäuser sowie Schul- und Ferienheime. 1930 war der Hamburger Landesverband mit 98 Mitgliedern reichsweit der viertgrößte innerhalb dieses auch „Fünfter Wohlfahrtsverband“ genannten Zusammenschlusses.
1932 erfolgte die reichsweite Umbenennung in Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband.
1934 wurde der Verband, wie auch andere Organisationen, gleichgeschaltet und in die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt eingegliedert, was seine faktische Auflösung bedeutete. Auch viele Mitgliedsorganisationen lösten sich auf.
Nach dem Krieg, 1948, wurde der Paritätische Wohlfahrtsverband Hamburg von zunächst 10 Mitgliedern wiedergegründet. In enger personeller und büroräumlicher Kooperation mit der Hamburgischen Gesellschaft für Wohltätigkeit (heute Hamburgische Brücke – Gesellschaft für private Sozialarbeit e.V.) wuchs der Verband schnell und hatte 1960 bereits 130 Mitglieder.  
Standen anfangs vor allem Opfer des Krieges im Vordergrund der sozialen Arbeit, entwickelten sich ab den 1960er-Jahren neue Angebote. So führte der Verband 1963 parallel zu anderen Paritätischen Landesverbänden erstmalig Essen auf Rädern ein, damit ältere Menschen zuhause versorgt werden konnten.
Durch Elterninitiativen und Kinderläden entstanden neue Formen der Kinderbetreuung und gesundheitliche Selbsthilfeorganisationen sorgten für mehr Vernetzung und Selbstermächtigung für Patient*innen. Aus beiden Bereichen hat der Verband viele Mitglieder, seit 20 Jahren ist er Träger von KISS Hamburg, den Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen.
Von 2011 bis 2013 verantwortete der Paritätische Hamburg die viel beachtete Erzieher-Kampagne „Vielfalt, MANN! Dein Talent für Hamburger Kitas“ und er war maßgeblich an der Entwicklung des Kita-Gutschein-Systems beteiligt. Er betreibt seit zehn Jahren die Koordinierungsstelle Individuelle Hilfen und unterstützt damit die Jugendämter bei der Entwicklung und Umsetzung geeigneter Hilfen für Kinder und Jugendliche mit komplexen Problemen. In einem weiteren Projekt vernetzt und sensibilisiert er Fachkräfte aus Kitas, Schulen und Gesundheitswesen, damit Kinder von psychisch erkrankten Eltern in unserer Gesellschaft gesehen und mit ihren Bedürfnissen wahrgenommen werden.
Auch bei den Themen Armut, Migration, Teilhabe engagiert sich der Verband. Weitere Informationen sowie die Chronik des Verbandes unter www.wir-machen-hamburg-sozialer.de.