Heute hat der Paritätische Gesamtverband in Berlin seinen neuesten Armutsbericht vorgestellt. Während sich das Armutsrisiko im Jahr 2022 (neuere Zahlen liegen nicht vor) bundesweit mit 16,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (16,9 Prozent) kaum verändert hat, ist das Armutsrisiko in Hamburg deutlich auf 19,5 Prozent (im Jahr 2021: 17,5 Prozent) und somit auf einen neuen Höchststand gestiegen. Erstmals gehört Hamburg damit zu den drei Bundesländern mit den höchsten Armutsrisikoquoten – hinter Bremen (29,1) und Nordrhein-Westfalen (19,7).
Besonders von Armut bedroht sind in Hamburg Erwerbslose (53,5 Prozent), Alleinerziehende (42,6 Prozent), kinderreiche Familien (40,1 Prozent) und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (37,8 Prozent). Den deutlichsten Anstieg beim Armutsrisiko im Vergleich zum Vorjahr gibt es bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren (von 21,0 auf 26,3 Prozent) und bei kinderreichen Familien (28,2 auf 40,1 Prozent). Das Armutsrisiko von Rentner*innen bleibt mit 19,4 Prozent wie im Vorjahr auf einem hohen Niveau – 2006 lag es noch bei 5,9 Prozent.
Kristin Alheit, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hamburg, zu den Ergebnissen des Armutsberichts: „Die aktuellen Armutszahlen in Hamburg sind äußerst besorgniserregend. Ein Anstieg des Armutsrisikos bei Kindern und Jugendlichen um mehr als 25 Prozent und bei kinderreichen Familien sogar um mehr als 40 Prozent sollte sämtliche Alarmglocken in der Politik zum Schrillen bringen. Wir fordern den Hamburger Senat auf, die Gründe für den deutlichen Anstieg des Armutsrisikos zu untersuchen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen. In einer der reichsten Städte Deutschlands ist es nicht hinnehmbar, dass mehr als jedes vierte Kind in Armut aufwächst. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn Armut verbaut nachweislich Bildungschancen.“
Hintergrund:
Die Armutsgefährdungsquoten im Armutsbericht des Paritätischen beziehen sich auf das Jahr 2022. Aus methodischen Gründen lassen sich die Zahlen nur eingeschränkt mit denen von vor 2020 vergleichen. Datengrundlage ist seit jeher jeweils der Mikrozensus, eine jährliche Befragung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Die Teilnahme am Mikrozensus ist gesetzlich verpflichtend. Für einzelne Hamburger Bezirke und Stadtteile liegen keine Armutsrisikoquoten vor.
Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) aller Haushalte zur Verfügung hat. Bei Einpersonenhaushalten betrug diese Armutsschwelle im Jahr 2022 1.186 Euro netto, bei einer Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren 2.490 Euro netto.
Den vollständigen Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbandes mitsamt Pressemitteilung finden Sie hier: www.der-paritaetische.de/armutsbericht