Irgendwann werden junge Eltern mit der Frage konfrontiert, ob und wann sie ihr Kind in eine Betreuung geben möchten. Die Gründe und Notwendigkeiten sind vielfältig. Manche Familien können warten, andere suchen dringend nach einem Betreuungsplatz für ihr Kind. Sofern die Betreuung nicht privat organisiert wird, haben die Eltern in Hamburg eine Wahl zwischen einer Kita und der Betreuung bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater. Die Betreuungsformen werden gleichberechtigt bezuschusst. Die Kitas im eigenen Stadtteil sind meistens von der Straße aus sichtbar und dadurch bekannt, spätestens nach einer schnellen Webrecherche können die Eltern die gewünschten Einrichtungen kontaktieren. Wer sich aber für die intimere Betreuung bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater entscheidet, musste bisher mehr Aufwand betreiben.
Tagesmütter und Tagesväter arbeiten selbstständig, häufig in ihren eigenen Räumlichkeiten, sind daher von außen oftmals gar nicht zu sehen. Suchende Eltern wurden bisher online nur selten fündig und wählten dann den Spazier-Weg zur Tagespflegebörse ihres Bezirks. Dort gab es bis zuletzt ein echtes „schwarzes Brett“, auf dem freie Plätze bei den Tageseltern des Bezirks per Zettel ausgehängt waren. Welche Tagesmütter und Tagesväter es im gewünschten Bezirk überhaupt gibt, war dort nicht immer ersichtlich, auch online fand sich bisher kein Überblick.
Es wird schnell klar, wie aufwendig die Kontaktaufnahme zu den Tagesmütter und -vätern für die Eltern war, wenn sie nicht gerade über die Freundin oder den Nachbarn verfügten, der über „Mundpropaganda“ die eigene Tagespflegeperson empfohlen hatte. Denn dieser Weg ist in der Kindertagespflege immer noch weit verbreitet. Und gleichzeitig zeigt sich, dass die bisher vollen Wartelisten bei den Tagesmüttern und -vätern in diesem Jahr vielfach nicht mehr wie sonst gefüllt sind. Corona hat Veränderungen gebracht. Familien ziehen aufs Land oder betreuen durch Homeoffice und Kurzarbeit die eigenen Kinder länger als ursprünglich geplant zu Hause. Daher suchen oftmals nicht nur die Eltern einen Platz für ihr Kind, sondern auch die Tagespflegeeltern ein Kind für ihren freien Platz.
Seit Anfang des Jahres gibt es in Hamburg daher den Kindertagespflege-Finder. Eine Website, auf der Eltern durch die Eingabe ihrer Postleitzahl nach Tagesmüttern und Tagesvätern in der Nähe suchen können. Diese werden auf einer digitalen Hamburg-Karte angezeigt. Hinter jedem der aktuell ca. 140 Herzen, das eine Tagesmutter oder einen Tagesvater repräsentiert, finden die Eltern ein Profil der Tagespflegeperson, das ihnen einen ersten Eindruck und Einblick in den jeweiligen Tagesablauf gibt. Die freien Plätze der Hamburger Kindertagespflegepersonen werden darüber hinaus auf der neuen Facebook-Seite des Projekts veröffentlicht.
Ein Ziel des Bundesprogramms „ProKindertagespflege“ in Hamburg ist es, die Kindertagespflege „sichtbar“ zu machen. Der Kindertagespflege-Finder und die Facebook-Seite ermöglichen dies in digitaler und zeitgemäßer Weise. Ob die Kinder, die jetzt in der Kindertagespflege betreut werden, später noch wissen, was ein „schwarzes Brett“ ist?
Maren Hofmeister, Projekt ProKindertagespflege