Klimaschutz in Inklusionsbetrieben

Werkstätten für Menschen mit Behinderung und Inklusionsbetrieben stehen bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen als Teil einer wirtschaftlichen Lieferkette vor besonderen Herausforderungen. Gleichzeitig bietet die Berücksichtigung von ökologischen Aspekten aber auch die Chance, Prozesse neu zu gestalten und neue, nachhaltige Produkte zu entwickeln.

Facettenreiche Angebote

Werkstätten für Menschen mit Behinderung und Inklusionsbetriebe besetzen eine wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Schnittstelle: Sie beschäftigen Menschen mit Beeinträchtigungen, unterstützen langzeitarbeitslose Menschen, wieder im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen oder bilden junge Menschen mit erhöhtem Förderbedarf in verschiedenen Berufen aus. Gleichzeitig sind sie Betriebe, die auf Wirtschaftlichkeit achten müssen und in Lieferketten eingebunden sind. Das bringt sowohl Chancen als auch besondere Herausforderungen mit sich, wenn Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden sollen.

Besondere Anforderungen und Vorgaben

So müssen sich einige Betriebe beispielsweise mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz auseinandersetzen, weil sie Teil einer Lieferkette größerer Firmen sind und diese zur Einhaltung des Gesetzes verpflichtet sind. Im Unterschied zu anderen sozialen Einrichtungen beschäftigen sie sich nicht nur mit einer reduzierten und klimaschonenden Mobilität der Mitarbeitenden, sondern auch mit Fragen des Warentransports: Wie lassen sich Fahrtkilometer reduzieren? Wie kann der Ressourceneinsatz für Verpackungen und Transportbehälter geschont werden? Beispielsweise gibt es die Möglichkeit, ein Pfandsystem für Transportboxen einzuführen. Allerdings muss auch hier auf gesetzliche Vorgaben und die Anforderungen der Partnerfirmen geachtet werden. Mit Blick auf den hohen Energieverbrauch, z.B. in Schreinereien oder in der Metallverarbeitung, stellt sich die Frage, wie sich eine möglichst autarke Energieversorgung durch erneuerbare Energien realisieren lässt. Auch die Umstellung auf LED Leuchtmittel im kompletten Betrieb oder der Austausch der Autoflotten stellen eine finanzielle Herausforderung dar.

Viele Chancen für den Klimaschutz

Trotz der Herausforderungen bieten Inklusionsbetriebe und Werkstätten eine Vielzahl an Möglichkeiten für den Klimaschutz: Allem voran sind es Orte, an denen viele Menschen beschäftigt und unterstützt werden und dabei auch für den Klimaschutz sensibilisiert werden können. Dies kann in Form von persönlichen Gesprächen, der Gründung von Klimaschutz-AGs, gemeinsamen Radausflügen oder klimafreundlichen Sommerfesten passieren. Werkstätten und Inklusionsbetriebe sind eine Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Gesellschaft: als wirtschaftlicher Betrieb können sie bei der Gestaltung der Produktions- und Lieferprozesse Klimaschutz integrieren, beim Einkauf von Materialien auf Nachhaltigkeitsstandards achten. Gleichzeitig können sie den größer werdenden Markt für nachhaltig hergestellte Produkte für die Erweiterung ihres Angebots nutzen. Als Dienstleistungsanbieter können soziale Betriebe auch die Brücke in die Gesellschaft schlagen: Ein inklusives Bistro beispielsweise versorgt die Menschen in der Umgebung mit leckerem, veganen/vegetarischen, klimagesunden Essen.

Paritätische Einrichtungen gehen mit kreativen, innovativen Ideen voran: So gibt es in Mainz eine mobile Fahrradwaschanlage, in Waldkirch eine Secondhand-Kaufhaus, in Saarbrücken werden essbare Gärten in der Stadt angelegt und in Leer werden aus normabweichenden Obst- und Gemüsebeständen aus lokalen Supermärkten leckere Chutneys, Marmeladen und Relish hergestellt.   

Weitere Praxisbeispiele finden Sie hier.

Sie haben sich in Ihrer Werkstatt oder Ihrem Inklusionsbetrieb auch schon auf den Weg gemacht? Wir freuen uns über die Einsendung weiterer Praxisbeispiele an klimaschutz(at)paritaet.org